Unser Nachbericht zum ersten glutenfreien Wochenende im Engadin

Engadin_Glutenfreies_Wochenende_Kochkurs-20141213-DSC_1803Hallo liebe Zöliakie Austausch Blogleser, im November hatten wir hier auf dem Blog ein Gewinnspiel bei dem man die Teilnahme am ersten gluten- und laktosefreien Wochenende vom 12.12. – 14.12.2014 im Engadin gewinnen konnte. Mit dabei war Vollverpflegung – natürlich glutenfrei – der Besuch einer Bäckerei mit glutenfreien Angebot und ein glutenfreier Kochkurs beim Spitzenkoch Eduard „Edi“ Hitzenberger in Scuol. Ich habe das Wochenende meiner Frau als Geburtstagsüberraschung geschenkt und deshalb können wir Euch jetzt berichten, was es da so alles an diesem Wochenende gab und das auch glutenfrei Essen ganz schön satt machen kann. Viele Fotos gibts auch am Ende des Berichtes.
Im Oktober haben wir von Philipp Kemmler vom Tourismusamt Engadin aus der Schweiz die Info bekommen, das sich das Engadin speziell für Personen mit Unverträglichkeiten eine besondere Aktion überlegt hat. An einem Wochenende wird es ein spezielles Programm geben, so dass die Teilnehmer, egal ob mit Laktose- oder Glutenunverträglichkeit, einen sorgenfreien Urlaub verbringen können und dabei auch noch ein tolles Rahmenprogramm bekommen.
Wir konnten dafür auch ein Gewinnspiel in unserer Gruppe „Zöliakie Austausch“ anbieten und unser Gruppenmitglied Jeanette konnte sich über den Gewinn freuen. Und als Überraschung habe ich Patrizia zum Geburtstag auch dieses Wochenende geschenkt und kann Euch deshalb hier berichten.

Tag 1 – Apero am Freitag

Apero im EngadinAm Freitag sind wir die 450 km von Nürnberg nach Scuol mit dem Auto angereist. Im Hotel Bellaval angekommen begrüßte uns der Inhaber sehr freundlich. Da Patrizia auch keine glutenfreie Weizenstärke verträgt, hat sie gleich nachgefragt und uns wurden die Brötchen und Baguettes von Schnitzer und Huttwiller gezeigt – Erleichterung machte sich breit – ALLES war auch für uns genießbar. Die mitgebrachte Notration konnte im Koffer bleiben.
Um 18 Uhr war dann der erste Termin mit einem APERO. Phillip hat uns und den anderen Teilnehmern das Konzept erklärt. Das Tourismusamt Engadin hat gemeinsam mit der IG Zöliakie (das Gegenstück der DZG in der Schweiz) in Restaurants und Hotels Schulungen durchgeführt, damit die Mitarbeiter genau über Gluten, Laktose und Kontamination Bescheid Wissen. Erst nach einer Teilnahme wurden sie in eine Adress- und Empfehlungsliste übernommen. Diese Schulungen müssen jährlich wiederholt werden, damit sie weiter an diesem Programm teilnehmen dürfen.
Apero im Engadin GlutenfreiesDas während des Apero angebotene Knabbergebäck und Bruschetta wurde erstmal von allen Teilnehmern kritisch betrachtet. Aber der Chef des Hauses hat mehrfach bestätigt: „NATÜRLICH IST ALLES GLUTENFREI !“ Man konnte die Erleichterung und das Grinsen in allen Gesichtern erkennen. 🙂
Bestimmt war daran auch das extra für uns mitgebrachte glutenfreie „Daura Damm“ schuld 😉
Dauer Damm Engadin GlutenfreieIn einer Vorstellungsrunde erzählten wir alle kurz warum wir dabei sind und wie die zöliakiebezogene Lebensgeschichte ist. Wir waren 8 Teilnehmer und so konnte wir dann schnell persönliche Gespräche führen. Sowohl Langzeitbetroffene als auch Neudiagnostizierte tauschten sich aus. „Ja bei mir war das genauso“, „Das kenne ich auch“, „Da kaufe ich auch ein“ .. jeder fühlte sich gleich verstanden.
Engadin_Glutenfreies_Wochenende_Kochkurs-20141212-DSC_1570Nach dem Apero haben wir eine persönliche Führung durch den alten Dorfkern vom Scuol erhalten und haben frisches Wasser aus den Brunnen getestet. Einen Eisenmangel wird da wohl keiner haben 😉
Zurück beim Hotel haben wir dann ein für uns gekochtes 3 Gang-Menü erhalten. Auf den Tisch stand glutenfreies Brot und während des Essens herrschte ein reger Austausch unter den Teilnehmern. So lernten wir auch das Schweizer Deutsch. 😉

Tag 2 – Besuch bei der Bäckerei Meier und unser Kochkurs

Engadin_FruehstueckNach dem umfangreichen glutenfreien Frühstück ging es gut gesättigt auf den Weg zum Meier Beck nach Santa Maria. Zuerst durften wir mit der Graubündner Bahn fahren. Dann ging es weiter mit dem „Postauto“. Wir fuhren über einen Pass und konnten durch das im Bus angebotene WLAN schon die ersten Statusmeldungen absetzen. Auf der Passhöhe hatten wir auch Schnee, wieder im Tal angekommen waren allerdings nur grüne Wiesen sichtbar. Dumm für die Skifahrer – Gut für uns und für eine sichere Fahrt.
Meier Beck Engadin GlutenfreiesIm Meier Beck wurde wir sehr freundlich von der Inhaberin begrüßt, jeder hat Backschürzen erhalten und der Papa Meier, der mittlerweile Rentner ist, hat uns – in Hochdeutsch – einiges zur Geschichte der Bäckerei erklärt und auf deren Slogan «Qualität ist kein Zufall» hingewiesen . Da einer seiner Töchter Zöliakie hat, hat er ein glutenfreies Brot entwickelt und backt nun immer Montags, nach umfangreichen Reinigungsaktivitäten, die glutenfreien Produkte.
Wir haben dann gemeinsam Plätzchen ausgestochen und Teigwaren in Handarbeit hergestellt. Es wurden viele Schweizer Spezialitäten genannt , die alle irgendwie mit „li“ enden und ich mir nicht merken konnte. Eins davon war  einprägsam – das  „Brunzli“ – ich sag da jetzt mal nix dazu. 😉
Engadin_Glutenfreies_Wochenende_Kochkurs-20141213-DSC_1651Speziell zum Teigausrollen gibt es eine spezielle Maschine die auch nur für Verarbeitung die glutenfreier Teige verwendet wird. Mit ihr wurde auch der Teig für die Spezialität aus der Region, die glutenfreie „Tuorta da nusch“, ausgerollt. Viele Plätzchen waren nun auf den Blechen und wurde in den Ofen geschoben.
Wir sind dann nach oben in das Café gegangen und haben eine weitere Engadiner Spezialität – die Capuns – in glutenfrei erhalten. Es waren in Mangold eingewickelter Teig mit Bündner Speck der in Brühe gekocht wurde. Lecker und satt machend. Natürlich gab es das glutenfrei Brot dazu und man konnte im Hausladen die glutenfreien Produkte wie zum Beispiel den Maronenkuchen im Glas kaufen.
Wir haben dann alle von der Bäckerei unsere selbst gebackenen Plätzchen erhalten und auch noch glutenfreies Paniermehl und glutenfreie getrocknete „Bröggala“ (Brotkrumen). Nur die mit sehr viel fränkischer Liebe ausgestochenen Zimtsterne wurden vermisst … Gerüchte sagen, die seien so gut geworden das sie der Bäcker alle selbst genossen hat … 😉 andere unbestätigte Gerüchte behaupten sie seien verbrannt.
Nun ging es zurück mit dem Postauto über den Pass und dann wieder mit der Bahn zurück nach Scuol. Während der Fahrt wurden bereits die selbst gebackenen Produkte getestet.
Engadin_Glutenfreies_Wochenende_Kochkurs-20141213-DSC_1788Kurz ins Hotel und dann wird wir schon mit dem Fahrservice vom Hotel in die Schulküche gefahren, wo schon Eduard „Edi“ Hitzberger auf uns wartete. Der Spitzenkoch aus der Schweiz, der bis vor wenigen Jahren mit seinen 2 Michelin Sternen feinste Gourmentküche in seinen Restaurants zubereitete, hat für uns acht Rezepte vorbereitet die jeweils in zweier Gruppen von uns gekocht wurden.
Engadin_Glutenfreies_Wochenende_Kochkurs-20141213-DSC_1824Ich hab mit Jeanette, der Gewinnerin unserer Verlosung, ein Team gebildet und wird haben mit viel Liebe , Emotion und Perfektion den Spinat gewaschen, entstielt und für die Crepe  den „Schwingbesen“ geschwungen und dann den Teig goldgelb – mitunter auch ein bisschen dunkelbraun – in des „Meister-Kochs-Teflon-Pfanne“  ( „Benutzt mir da blos keinen Metallwender!“) gebacken.
Wir haben viele gelernt, noch mehr gelacht und waren dann um 19 Uhr mit allen Zubereitungen fertig. Gemeinsam wurde die Schüsseln und Töpfe in das Hotel gebracht und wir haben uns von dem tollen Service im Hotel bedienen lassen. Edi hat in der Hotelküche eine Meisterleistung vollbracht und unser vorbereiteten Gerichte nochmals „aufbereitet“.
Engadin_Glutenfreies_Wochenende_Kochkurs-20141213-DSC_1913Einfach alles war so lecker und bereits nach drei Gängen zeigten sich schon leichte „Sattwerdereaktionen“.
Aber immer wieder legte der Service Besteck nach und wir haben alle nur noch mit großen Augen gestaunt wenn der nächste Gang kam.
VORSICHT !!! Wenn ihr nicht neidisch werden wollt, bitte hier aufhören zu Lesen 😉

Hier unsere glutenfreien Speisen

  1. Gang: Grünes Taboule (CousCous) mit Hüttenkäsetatar
  2. Gang: Capuccino vom Steinchampignon
  3. Gang: Curryschaumsüppchen mit Ingwer und Koriander
  4. Gang: Buchweizen Quarkpizokel mit Wintergemüse, knusprigen Salbei und Hühnchen
  5. Gang: Pilzrahmgulasch mit Serviettenknödel
  6. Gang: Crepe mit Spinat-Feta-Füllung
  7. Gang: Zwetschgenröster mit Weißkäs
  8. Gang: Kastanien Muffins mit Bananen

Rezept_CrepeAlle Rezepte, die speziell für die Kursteilnehmer zusammengestellt wurden,  haben wir natürlich schriftlich erhalten .
Sehr satt – müde vom langen Tag aber mit einem Lächeln haben wir uns am Abend in die Betten gelegt.

Tag 3 – Der Abreisetag

Am Sonntag um 9 Uhr trafen wir uns dann wieder zum Frühstück. Entgegen der Annahme das man nie wieder was Essen kann, habe wir uns bei Schweizer Käse , Schinken und diversen glutenfreien Brötchen für die Heimreise „gestärkt“.
Alle Beteiligten sind zum Schluß gekommen, das man auch wirklich super glutenfreien Urlaub verleben kann – Wenn sich das Personal und die Küche auskennen.
Organisierte Wochenenden sollen in Zukunft jeweils mit einem besonderen wechselnden Angebot wiederholt werden. Mehr Infos dazu gibt es dann auf den Seiten des Engadin, der IG Zöliakie der Schweiz  aber natürlich auch bei uns auf der Facebookseite vom Zöliakie Austausch oder in unserer großen Facebookgruppe „Zöliakie Austausch“.
Wir hoffen dass das glutenfreie Angebot in Scuol und im Engadin weiter ausgebaut wird und auch in den Ortschaften in den Restaurants und Hotels offensiv mit dem Begriff „Glutenfrei“ geworben wird. Das macht es für die Betroffenen einfacher und unkompliziert ohne Nachfragen sicher glutenfrei zu genießen.
Wenn ihr auch Urlaub im Engadin machen wollte findet ihr hier auf den Seite des Tourismusamtes Engadin Adressen von Ferienhäusern, Hotel und Restaurants die geschult werden und ein glutenfreies Angebot haben.
Hier auch noch ein Video über das gluten- und laktosefreies Angebot im Engadin:

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Und hier noch einige Impressionen vom Wochenende.

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