Der Glutenfrei Hype – Urgetreide, Dinkel, 2ab Weizen – Wie ist das eigentlich bei diesen Sorten mit dem Gluten ?

Immer wieder liest man im Internet, in Büchern und auch bei Bäckereien, dass Backwaren mit Urgetreiden, Dinkel oder 2ab-Weizen besser verträglich für Zöliakiebetroffene sein sollen, weil sie angeblich weniger Gluten enthalten oder sogar glutenfrei sein sollen.

Leider ist das falsch und führt teilweise zu bösen Glutenunfällen.

Wir haben für euch einige Informationen zu diesem Thema gesammelt, die euch helfen sollen, die Informationen, die ihr woanders lest, besser einzuschätzen. Grundsätzlich ist hierbei auch das Thema FODMAP und ATI zu berücksichtigen, bei dem aktuell allerdings noch geforscht wird. Sollte euch jemand Falschinformationen geben, dürft ihr gerne den Artikel verlinken.

Der Hype um „glutenfrei“

n den letzten Jahren ist das Thema glutenfrei in den Medien immer mehr in den Mittelpunkt gerückt. Zum einen hat es den Vorteil, dass die Autoimmunerkrankung Zöliakie endlich bekannter wird, doch leider springen viele Unternehmen auf den Hype auf und sprechen vor allem die „Trend-Glutenfrei-Esser“ an.

Weizen wird verteufelt, da er angeblich dumm macht, und viele Fitness- und Abnehmfanatiker ernähren sich glutenfrei in Teilzeit.

Neue Produkte kommen auf den Markt, die sich oft an diese Trend-Zielgruppe richten, um temporär und schnell Geld zu machen. Leider wird dabei häufig der Zöliakiebetroffene vergessen, der sich nicht freiwillig und auch nicht nur glutenarm ernähren muss.

Die Begriffe Unverträglichkeit, Sensitivität und Allergie werden in vielen Berichten und Beiträgen als Synonyme verwendet. Dabei handelt es sich jedoch um völlig unterschiedliche Erkrankungstypen.

Es gibt übrigens keine „Gluten Allergie“ !

Der korrekte Begriff ist „Weizenallergie“, bei der eine immunologische Reaktion gegenüber mehreren der über hundert vorhandenen Proteine im Weizen stattfindet.

Wenn du eine Weizenallergie hast, musst du auf jegliche Form von Weizen verzichten, hast jedoch keine Probleme mit Gluten aus anderen Nicht-Weizen-Getreiden wie Dinkel oder Roggen.

Es ist aber auch möglich, dass man eine Weizenallergie UND eine Zöliakie oder eine Nicht-Zöliakie-Gluten-Sensitivität (NCGS) hat. Das kann allerdings nur durch einen Arzt festgestellt werden.

Deshalb ist es wichtig, die Tipps zur korrekten Diagnose von Zöliakie zu befolgen und nicht einfach grundsätzlich auf glutenhaltige Getreideprodukte zu verzichten.

Quellen:

https://gluten.org/category/getting-started/, Stand : 27. Juni 2019

https://www.allergieinformationsdienst.de/immunsystem-allergie/stoerungen-des-immunsystems.html , Stand: 15. November 2018

https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2016/08_16/EU08_2016_M458-M467.pdf 2016/08

Gerüchte und Falschinfos

Wir haben hier einige Gerüchte und Fehlinformationen über den Einsatz, die Verträglichkeit und den Glutengehalt von Getreiden aufgeführt, die immer wieder in unserer Facebookgruppe gepostet werden und die wir dann immer wieder aufklären.

Langjährige Zöliakie-Austausch-Mitglieder werden diese Mythen und Falschinfos immer wieder lesen.

Wir haben unsere Quellen hier stets erwähnt und versuchen, die Informationen anhand verschiedener Quellen gegenzuprüfen.

1. Falschinfo „Urgetreide enthält weniger Gluten als moderner Weizen“

Emmer

 Emmer: Bereits 2015 wurde in Bayern vom KERN Bayern (Kompetenzzentrum für Ernährung) der Glutengehalt von Getreiden geprüft. Schon damals wurde bestätigt, dass die Glutenwerte auch in den alten Getreidesorten teilweise über dem von Weizen liegen oder nur geringfügig weniger sind.  

Quelle:, KERN Flyer Gluteninhalt , https://www.kern.bayern.de/wissenschaft/114852/index.php

Auch 2016 wurde diese Aussage durch eine Studie widerlegt: „Wheat and the irritable bowel syndrome – FODMAP levels of modern and ancient species and their retention during bread making“. Dort wurde festgestellt, dass die Art der Teigverarbeitung einen Einfluss auf die Verträglichkeit haben kann, jedoch nur für Personen mit Reizdarmsyndrom (IBS). Bei längerer Teigführung werden die FODMAP abgebaut, und der Darm kann die Backwaren besser verarbeiten. Dies hat aber nichts mit dem Glutengehalt zu tun.

WICHTIG: Somit sind auch langgeführte Teige bzw. Sauerteige aus glutenhaltigen Getreiden nichts für Zöliakiebetroffene! 

Quelle: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1756464616301463?via%3Dihub  

Leider werden solche Studienergebnisse oft falsch interpretiert und falsch wiedergegeben.

Hier ein Online Artikel zum Thema „Ist „Urgetreide“ bekömmlicher als Weizen?“  aus der Süddeutschen Zeitung bereits vom 06. September 2016 .

Als wissenschaftliche Referenz wird Prof. Dr. Wolfang Holtmeier , ein anerkannter Spezialist zum Thema Zöliakie, befragt.

Seine Aussage dazu : „Da wird ziemlich viel Humbug getrieben“.

Auch die Universität Hohenheim konnte in einer Studie keinen wissenschaftliche Nachweis über erhöhten Glutengehalt finden. Auch Dr. Schuppan hat an Studien teilgenommen ums den Einfluß der ATI bei einer Weizensensitivität zu erforschen.
https://www.uni-hohenheim.de/pressemitteilung?&tx_ttnews[tt_news]=26627&cHash=0a181b0a9d3287c4db224d5b9db6c1cd

Forschungsthemen der Uni Hohenheim https://health.uni-hohenheim.de/glutenintoleranzweizenallergiezliakie–de

Video zum Thema Glutengehalt im Weizen

ARD Mediathek, „betrifft“ , Beitrag vom 8.5.2019 , Dr. sc. agr. Friedrich Longin, Universität Hohenheim.

Ab Minute 9:50 wird von ihm erklärt das moderner Weizen weniger Gluten hat als manche Urgetreide.  https://www.ardmediathek.de/swr/player/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzEwNjc5MjA/

Und hier noch ein Video „Macht Weizen krank?“ SWR, Odysso, 
 https://m.youtube.com/watch?v=3AEhT_9As-U

Glutengehalt von Getreiden und Urgetreiden

Auch wissenschaftlich wurde schon der Glutengahlt bestimmt. Hier mal einige Glutenwerte
Die Werte könne je nach verwendeten Mahlgraden beim Mehl gering abweichen.

Vollkornmehl ausGlutengehalt per 100 Gramm
Emmer10, 1 g
Dinkel9,5 g
Grünkern9,0 g
Weizen8,3 g
Gerste ( ganzes Korn)5,6 g
Roggen3,2 g
Glutengehalt von Urgetreiden und aktuellen Sorten.
Quellen:
https://praxistipps.focus.de/emmer-so-viel-gluten-enthaelt-das-zweikorn_107829
https://de.wikipedia.org/wiki/Gluten
https://www.kern.bayern.de/presse/117367/index.php

Khorasan Weizen oder auch Kamut ist eine alte Sorte des Weizen und ebenfalls auf keinen Fall bei Zöliakie zu verwenden.

 Links: https://de.wikipedia.org/wiki/Khorasan-Weizen

Unser Lesetipp

Wer sich zum Thema Gluten und Weizen beschäftigen will, sollte sich das Fachbuch „Tägliches Brot: Krank durch Weizen, Gluten und ATI“ (Amazon Affiliate Link) von Prof. Dr Schuppan besorgen. Darin wird wissenschaftlich fundiert erklärt wie der aktuelle Stand der Wissenschaft zu diesem Thema ist und woran Dr. Schuppan forscht. Es ist nämlich oftmals gar nicht das Gluten das Probleme verursacht.  

2. Falschinfo „Backwaren aus Roggen oder Dinkel sind für Zöliakiebetroffene geeignet“ 

Ein Produkt zählt als glutenfrei, wenn es unter 20 ppm (Parts per Million) Gluten enthält. Das heißt, in einem Kilogramm glutenfreien Lebensmitteln dürfen maximal 0,02 Gramm (20 Milligramm) Gluten enthalten sein.

In 100 Gramm Mehl befinden sich jedoch im minimalsten Fall 3000 Milligramm Gluten (das 150-Fache des erlaubten Wertes), sodass Produkte mit diesen Getreiden keinesfalls für Zöliakiebetroffene geeignet sind.

Für Menschen mit Weizensensitivität (nach Ausschluss von Zöliakie) oder Weizenallergie können Roggen- und Dinkelprodukte bekömmlich sein. Es ist jedoch ratsam, vor dem Verzehr abzuklären, ob eine Zöliakie vorliegt.

Nochmals zusammengefasst:

Bei Zöliakie sind Backwaren mit Roggen oder Dinkel ein absolutes „No-Go“ !

Quellen siehe oben

3. Falschinfo „Backwaren mit 2ab Weizen sind für Zöliakiebetroffene geeignet“ 

Produkte, die mit 2ab-Weizen beworben werden, dürfen bei Zöliakie NICHT verzehrt werden. Leider werden solche Produkte fälschlicherweise vom Verkaufspersonal als glutenfrei bezeichnet.

Begriffe wie A-, B- oder D-Gluten sind wissenschaftlich nach unserem Wissen nicht belegt. Diese Bezeichnungen wurden von einem Unternehmen erfunden, das den 2ab-Weizen und das spezielle Mehl herstellt und an Bäckereien verkauft, die daraus „verträgliche“ Produkte herstellen.

Nochmals zusammengefasst:

Bei Zöliakie sind Backwaren mit dieser Zutat ein absolutes „No-Go“ !

Quellen: https://www.ernaehrungsmedizin.blog/2017/08/15/ur-weizen-als-hilfe-bei-weizensensitivitaet/

4. Falschinfo – Produkten wird Weizen zugemischt um die Bevölkerung abhängig und dumm zu machen!

Mmhhh … ja was sollen wir dazu sagen …. ?

Wenn ihr solche solche Aussagen im Internet lest dann ignoriert sie einfach.

Auch vom Kauf von Büchern die solche oder ähnlich Behauptungen aufstellen raten – nicht nur – wir ab!

Link https://www.ugb.de/ernaehrungsberatung/weizen-gluten-allergie/?gluten-weizen Quelle: Fischer J: UGBforum 1/15, S. 10-12

Wenn in unsere Facebookgruppe solche Theorien (meistens vor oder nach Vollmond, bei Ebbe und manchmal auch bei Flut oder an besonders heißen und machmal auch an kalten Tagen )  aufgestellt werden, versuchen wir dies sachlich zu erklären aber leider lassen sich die Beitragsersteller nicht überzeugen. Uns bleibt dann nichts anderes als ihnen den Weg aus der Gruppe zu zeigen. 

Solltet ihr  Personen kennen die das sagen oder denken, könnt ihr gerne folgende Grafik weiterschicken oder verlinken.

 

Anleitung zum Bau eines Aluhutes Link und Quelle: http://ge.tt/69KvNBr

Habt ihr noch Unklarheiten oder seid ihr euch unsicher? Kommt einfach in unsere Facebookgruppe Zöliakie Austausch.

Link zur Facebookgruppe Zöliakie Austausch

Dort werden solche Sagen, Mythen und Unwahrheiten ganz schnell aufgeklärt. 

Eine seriöse Quelle ist auch die Deutsche Zöliakie Gesellschaft e.V. (DZG) die euch mit ihrem kompetenten wissenschaftlichen Team unterstützen kann. Die Kontaktdaten findet ihr auf deren Homepage.

 

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